Gärtnern im Krisenfall

/ Krisenvorsorge

Der Begriff Preppen ist aktuell in aller Munde und viele, die sich auf unterschiedlichste Katastrophenszenarien vorbereiten, kaufen auch Saatgut um im Katastrophenfall (sollte unser System dauerhaft zusammenbrechen) ihre eigene Nahrung zu erzeugen.
Der Wunsch ist legitim und sinnvoll – aber – und da gibt es ein sehr großes „aber“:
Die meisten dieser Menschen haben nicht die geringste Erfahrung mit Gartenbau. Das in einem Katastrophenszenario erst zu erlernen bedeutet verhungern. Auch ist die Saatgutwahl meist sehr willkürlich und bei weitem zu wenig um sich tatsächlich davon zu ernähren. Oft werden im Supermarkt wahllos hübsche bunte Samenpackungen gekauft mit Gemüse, das man gerne isst. Vieles davon ist nicht so leicht zu kultivieren und wenn man nicht weiß wie die Pflanzen als Keimlinge aussehen kann es leicht passieren das man beim Unkraut jäten die ganze Kultur wieder eliminiert – jaa, ich spreche aus Erfahrung 😉

Nicht nur die Sortenwahl des Saatguts und die Menge sind entscheidend, sondern ob das Saatgut Samenfest ist. Sehr viele Packungen beinhalten den kleinen Hinweis F1 – das bedeutet das es hybrides Saatgut ist, aus zwei verschiedenen Sorten. Die erste Generation (F1) verbindet die besten Eigenschaften der Eltern. Zum Beispiel eine sehr kräftige Sorte die nur kleine und weniger wohlschmeckende Früchte trägt und eine schwächelnde Sorte, mit großen und schmackhaften Früchten.
F1 wird, bei der richtigen Sortenkombination, kräftig sein und große, schmackhafte Früchte aufweisen. Wenn man diese Generation jedoch miteinander weiter vermehrt kommen alle Eigenschaften der ursprünglichen Elterngeneration in unvorhersehbaren Kombinationen bei der nächsten Generation durch. F2 wird auch Pflanzen mit mickrigem Wuchs und schwachen Früchten hervorbringen. Samen wird man schon bekommen daraus, aber aus F1 Hybriden reine, stabile und ertragreiche Sorten zu ziehen ist eine Lebensaufgabe für einen erfahrenen Gärtner, nicht für einen Neuling der sich davon ernähren will/muss!

Hier eine Zusammenstellung einer möglichen Grundausstattung von Anfängertauglichen Pflanzen:

Bohnen:
Sie keimen leicht (besonders wenn man sie vor dem Aussähen über Nacht in warmem Wasser vorquellen lässt). Am besten man sucht aus alten Sorten verschiedene  Dreistufenbohnen aus. Eine Dreistufenbohne kann man sowohl grün als Fisole essen, als milchreifes Korn und als Trockenbohne. Damit ist die Bohne das, am schnellsten verfügbare Gemüse aus eigenem Anbau. Gleichzeitig benötigt die trockene Bohne keine besondere Konservierung. Nur ein Glas mit Metallbügel und Gummi damit keine Mehlmotten hinein kommen.

Kürbis:
Eine gute Speisekürbissorte (kein Hookaido!). Kürbisse sollten voll reif geerntet werden und können, bei kühler und trockener Lagerung, bis in den Februar halten. Sind damit ein gutes Gemüse für den Winter. Wenn man einen nährstoffreichen Platz hat mit ausreichend Wasser werden Kürbisse große Mengen Nahrung wachsen lassen ohne großen gärtnerischen Aufwand.

Zucchini:
Sie liefern in der warmen Jahreszeit schnell verfügbares Gemüse in großen Mengen. Auch sie sind unkompliziert und Anfängertauglich. Bei Kürbis und Zucchini besteht jedoch die Gefahr des Verkreuzens, die ich in einem eigenen Artikel behandeln möchte.

Weitere, Anfängertaugliche Gemüse sind die Kartoffel und die Tomaten.
Ich habe lange überlegt ob ich hier auch Getreidesorten anführen soll. Nur, wer hat die Möglichkeit Getreide zu dreschen und zu mahlen? Für den Nährwert sind Getreide jedoch wichtig. Am ehesten Anfängertauglich sind einige, der, aktuell reichlich im Netz angebotenen Maissorten. Wobei hier die reine Saatgutvermehrung aufwändig ist. Auch auf den Mais möchte ich gesondert eingehen was Anbau und Vermehrung betrifft.

Zu den erforderlichen Mengen an Saatgut werde ich einen eigenen Artikel schreiben. Auf jeden Fall rate ich denjenigen, die ernsthaft hoffen sich im Fall einer Katastrophe selber ernähren zu können, dringend dazu sich einen kleinen Garten zu suchen und hier Erfahrung zu sammeln. In Großstädten werden öfter am Stadtrand Parzellen von Bauern angeboten für kleine und sehr günstige Mietgärten, oder es findet sich vielleicht ein älterer Mensch, der froh ist über Hilfe im Garten. Eine win/win Situation weil man von alten Gärtnern eine Menge wertvolles lernen, und dadurch viele Jahre Versuch und Irrtum sparen kann.