Saatgut Zusammenstellung Krisenfall

/ Krisenvorsorge

Den Satz: „wenn alles den Bach runter geht – ich habe Saatgut“, hört und liest man in Prepper Kreisen nur zu oft. Was steckt dahinter? Meist bezieht sich die Aussage auf solche Gemüse Pakete wie dieses, das ich durch Zufall bekommen habe.
 Ich habe das Paket geöffnet, das Saatgut war 10 Jahre alt obwohl es der Vorbesitzer erst vor 5 Jahren gekauft hat.
Preis €90,- Inhalt 20 Samenpackerl die üblicherweise um die €3,- das Stück kosten. Zusammenstellung: mit Ausnahme von Mais und Buschbohnen Kalorienmäßig weitgehend wertlose Dinge wie Salat, Mangold, Paprika, Zwieberl. Natürlich eine gute Ergänzung des Speiseplans und „nice to have“ wenn man die Grundversorgung im Supermarkt bekommt. Wenn man davon leben muss würde ich eher diesen Bedarf durch Wildkräutersammlung abdecken und mich im Garten auf die Ernährungsbasis konzentrieren. Echte Eiweißlieferanten  ein Packerl Buschfisolen und ein Packerl Erbsen. Vorrat für ein Jahr – echt jetzt?
Große Werbung das das Saatgut samenfest ist – kein Wort wie man das im nächsten Jahr auch noch sichern kann. Zur Keimfähigkeit: Keimproben haben im Jahr darauf ergeben das ganz genau gar nichts mehr keimfähig war. Abfülljahr 2011 – Keimtest 2021.
Von solchen Paketen, bei denen man nicht mal das Alter des Saatguts überprüfen kann möchte ich daher dringend abraten.

Wer einen sinnvollen Vorrat an Saatgut sichern möchte kommt nicht darum herum das Saatgut selber zu ziehen (oder wenigstens selber zusammenzustellen und regelmäßig neu zu kaufen).
Zu der Sortenwahl möchte ich hier einen groben Orientierungsrahmen geben.
Eines der ersten erntbaren Gemüse im Jahr sind Erbsen. Sie können ab März gesäht werden, die Ernte beginnt bereits im Mai wenn alles andere erst ausgepflanzt wird. Trockenerbsen haben einen höheren Eiweißanteil als Hühnerfleisch und sind wertvolle Nahrung. Entsprechend großzügig Dimensioniert sollte die Anbaufläche sein. Ich pflanze drei Sorten: Zuckererbsen zum gleich aufessen, Markerbsen zum trocknen für den Winter (daraus lässt sich auch gut Mehl mahlen für Nudeln), und Stangenerbsen. Mit denen nütze ich die Klettergerüste der Stangenbohnen. Wenn die Stangenbohnen Mitte Mai gerade erst keimen sind die Klettererbsen bereits auf 1,50m und beginnen zu tragen. In dem Maß wie die Stangenbohnen hochwachsen sind die Erbsen bereits zum Abernten und die Stangenbohnen nehmen ihren Platz ein. Das setzt aber einen Nährstoffreichen Boden voraus.
Nächste Eiweißkultur sind Bohnen. Ich pflanze überwiegend Stangenbohnen  die einen deutlich höheren Ertrag je Quadratmeter Anbaufläche bringen als Buschbohnen. Hier verwende ich mehrere Sorten, eine sehr frühe für Fisolen nach der Zuckererbsensaison, mehrere Fisolen und Trockenbohnensorten und Feuerbohnen. Einige Buschfisolensorten habe ich trotzdem, die dürfen Lückenbüßer spielen. Überall wo ich eine Pflanze geerntet habe (wie z.B. einen Kohlrabi) stecke ich ein paar Buschfisolenkerne in die Erde. Der vorhandene Platz wird optimal genutzt und durch die geschlossene Pflanzendecke kommen kaum unerwünschte Beikräuter auf. Den Feuerbohnen habe ich einen eigenen Beitrag gewidmet.
Weitere Eiweißlieferanten sind Kichererbsen die auch recht unkompliziert wachsen. Als Saatgut kann man einfach die Packungen aus dem Bioladen nehmen. Wenn man jährlich frische Packungen kauft und die vom letzten Jahr aufisst kostet das Saatgut nichts extra. Das gleiche gilt für Leinsamen, Buchweizen, und alle anderen Getreidesorten.
Tomaten, sind eine gute Ergänzung für den Speiseplan aber schon etwas anspruchsvoller. Es gibt hunderte supertolle Sorten in gelb, lila, gestreift, grün, schwarz,… und in einem schönen trockenen Sommer unter Dach werden die auch alle gut, aaaaber: wer in einer echten Krise drauf angewiesen ist möglichst viel Nahrung zu ernten, für den ist die Tomate ein Lottospiel. Hier geht es bei der Sortenauswahl darum Sorten zu finden die möglichst Braunfäule resistent sind. Die winzigen Wildtomaten erfüllen das, sind geschmacklich super, nur ein wenig Aufwand bei der Ernte. Es gibt noch ein paar andere Sorten die weitgehend freilandgeeignet sind, trotzdem sicherer unter einem Dach stehen. Wer einen Dachvorsprung an der Hausmauer hat und eine robuste Sorte der sollte sich auch in  ungünstigen Sommern an der Tomatenernte erfreuen können.
Ölsaaten sind zum Abdecken für den Kalorienbedarf sehr wichtig. Hier eigenen sich sehr gut Leinsamen (Bild) die unkompliziert wachsen und die ich zum schließen der Pflanzendecke überall dazwischen sähe (sieht auch gleichzeitig richtig hübsch aus). Der zweite große Ölsaatlieferant sind Ölkürbisse. Die Kerne müssen nicht geschält werden und sind vielseitig verwendbar. Das Fruchtfleisch lässt sich genauso wie Zucchini zubereiten und ersetzt diese komplett. Auch Nutzhanf ist ohne Ölmühle noch verwertbar. Die Körner lassen sich gut rösten und knabbern. Andere Ölsaatlieferanten wie Sonnenblume oder Raps erfordern eine eigene Ölmühle zum pressen.
Als Wintergemüse eigenen sich hervorragend Kraut (Koservierung als Sauerkraut), alle Arten von Rüben, Erdäpfel und Süßkartoffel. Alle Kraut und Kohlsorten sind auch wertvolle Versorgung mit Vitamin C im Winter.
Ergänzend zum Gemüse sind noch Zwiebel, Knoblauch, Kohlrabi und Karotten zu nennen.
Der große Brocken der Versorgung an Kohlehydraten und Kalorien wird jedoch in jedem Fall vom Getreide und von Knollenfrüchten getragen. Hier stellt sich die Frage nicht nur nach Saatgut sondern auch nach der Möglichkeit der Verarbeitung. Ist eine Getreidemühle vorhanden? Geht die auch ohne Strom? Für die meisten Getreidesorten ist es nötig sie zu dreschen um die Körner aus den Hüllen zu befreien – hast du die Möglichkeit?
Die, am einfachsten zu bearbeitenden Getreidesorten sind Mais, Leinsamen, Buchweizen, Hirse und Nackthafer / Nacktgerste. Alles andere musst man erst mal auspacken können.
Das war ein gewisser Überblick über die Basissorten. Die Sortenwahl muss aber dem Standort, den Bodenverhältnissen und dem Kleinklima angepasst werden. Hier können erfahrene Gärtnerinnen aus der Umgebung sicher hilfreiche Tipps geben (und vielleicht auch ein paar Samenkörner).

Zur Saatgutmenge:
Die ist nie zu groß bemessen – lieber mehr statt weniger. Die Saatgutmenge sollte mindestens für zwei Jahre reichen. Jedes Jahr gelingt irgendeine Kultur besonders, eine andere fällt aus. Dafür muss Reserve vorhanden sein ein zweites Mal zu sähen und bei nochmaligem Ausfall auch für das nächste Jahr noch etwas zu haben.
Auch wenn sich herausstellen sollte das sich im letzten Jahr etwas verkreuzt hat muss noch vom Vorjahr etwas da sein um neu zu starten. Die meisten Gemüsesamen haben eine Haltbarkeit von 3-5 Jahre bevor die Keimfähigkeit deutlich nachlässt.
Ich baue nicht jede Kultur / Sorte jährlich an und ziehe alle 2 Jahre neues Saatgut.
Die Aufbewahrung in einem alten Kühlschrank hat den Vorteil dass das Saatgut vor Licht und Getreidemotten geschützt ist und im Hochsommer gelegentlich für einige Stunden gekühlt werden kann damit es nicht zu warm gelagert ist.
Die Menge auf dem Bild ist ein Teil des Saatguts für zwei Personen.