Avocados veredeln

/ Exoten

Wie ich die jungen Avocados aus Kernen gezogen habe, hab ich in einem früheren Beitrag bereits beschrieben.
Nachdem ich die Pflänzchen mehrere Jahre gepflegt habe, und die teilweise schon zu langen Trieben mit über eineinhalb Metern gewachsen sind, war es hoch an der Zeit zum Veredeln.

Selbst gezogene Avocados kommen hierzulande praktisch nie dazu Früchte zu tragen. Dazu benötigen sie eine ziemliche Größe und viele Jahre.
Genau wie bei anderen Obstbäumen und Nussbäumen auch, tragen aber veredelte Pflanzen ziemlich schnell und auch sicher.
Daher habe ich vor drei Jahren eine veredelte Jungpflanze im Spezialhandel erworben. Heuer war es endlich soweit: das veredelte Bäumchen hat genügend Krone ausgebildet um ihm einen Ast als Edelreis für die neun selbst gezogenen Jungpflanzen nehmen zu können.

Da Avocados immergrün sind, werden sie nicht in der Saftruhe veredelt wie die Obstbäume. Ich habe gewartet bis zu den ersten richtig warmen Tagen des Jahres. Gerade bei den Exoten ist Wärme für die Kallusbildung und das rasche Anwachsen sehr wichtig.

Das Edelreis wird vollständig von den Blättern befreit die nur unnötig Saft aus dem Reis ziehen würden. Ich habe es in Stückchen zu ca. 7 cm Länge geschnitten. Auf jedem Stückchen waren mindestens zwei schön ausgebildete Knospen.
Wichtig ist auch rasch und sauber zu arbeiten. Das Reis darf nicht lange liegen damit es nicht austrocknet. Auch sollen die Schnittflächen nicht mit den Fingern berührt werden damit sie sauber bleiben und keine Keime mit eingebaut werden.

Die Unterlagen hatten unterschiedliche Stärken und auch das Reis war unterschiedlich. Ich habe Reis und Unterlage möglichst ähnlich von der Stärke her gewählt, soweit möglich.
Bei den dünneren Trieben ist das Reis V-Förmig angespitzt und in einen Schlitz in den Stamm geschoben.
Bei den dickeren Stämmen habe ich teilweise die normale Kopulation verwendet, teilweise aber auch seitlich an die dickere Unterlage angesetzt.
Danach wird mit einem Band die Verbindungsstelle sehr fest umwickelt damit die Verbindung möglichst gut aneinander gedrückt wird. Ich wickle mit dem Band auch das Reis ein, besonders die Spitze damit der Schnitt nicht so austrocknet. Die Augen (zumindest das oberste) lasse ich frei.
Zum Abschluss kommt über die ganze Spitze noch ein Plastiksackerl gebunden damit die Luftfeuchtigkeit darunter gut erhalten bleibt.

So sieht der Avocado-Urwald der letzten Jahre aus. Nur noch die Töpfe mit der Hoffnung das die Edelreiser anwachsen. Da Platz bei mir immer knapp ist, habe ich die Veredelungen möglichst weit unten angesetzt damit sie nicht zu schnell zu groß werden.
Nach vier Wochen fest eingewickelt mit dem Plastikband und in den Sackerln mit der erhöhten Luftfeuchtigkeit war es an der Zeit zum wieder auspacken.

Schnitttechniken beim Veredeln


Nach drei Wochen: alle neun Veredelungen sehen noch gut aus (keine sichtlich abgestorben).
Hier sind die verschiedenen Schnitt-Techniken in verwachsenem Zustand zu sehen. Bei dem dünnsten Edelreis und der kleinsten Unterlage habe ich mich für den V-Schnitt entschieden um das schmächtige Reis am besten zu versorgen. Die gleichdicken Reiser mit der normalen Kopulation und an die dickere Unterlage habe ich das Reis seitlich angesetzt.

Wird das Edelreis gut angenommen dann versucht die Unterlage kaum wieder eigene Triebe anzusetzen. Wenn das geschieht dann entferne ich jedes Auge unterhalb der Veredelungsstelle das austreiben möchte. Die Unterlage stößt sonst sehr schnell das Edelreis wieder ab.
Deshalb habe ich nach vier Wochen auch diejenigen Pflanzen ausgepackt, die noch nicht zu treiben begonnen haben am Edelreis, um verborgen treibende Knospen rechtzeitig zu entfernen.

2 Monate: diese Pflanze hat es geschafft. Leider nur eine von den neun. Da alle Anleitungen, die ich im Netz gefunden habe aus anderen Klimazonen stammen, wird es wohl noch einige Experimente benötigen um Aussagen über den besten Zeitpunkt der Veredelung hier in Europa treffen zu können.